Dienstag, 30 August 2011 21:07

Stadtbrand 1886

Stadtbrand 1886 Stadtbrand 1886

Die halbe Stadt in Schutt und Asche

Vor 125 Jahren vernichtete ein Großfeuer in Königshofen eine ganze Straßenzeile

Es ist der 31. August 1886. Die Beschaulichkeit des Städtchens wird plötzlich unterbrochen vom schrillen Klang des Feuerglöckchens am Turm der Stadtpfarrkirche. In den Straßen der Stadt rufen die Menschen um Hilfe. Immer häufiger, immer lauter wird der Ruf: „Feuer, Feuer, Feuer“. Was dann seinen Lauf nimmt ist der schlimmste Großbrand in der Stadtgeschichte.

In der Kirchturmkugel findet man Aufzeichnungen aus der Zeit des großen Brandes, vor allem auch einen „Hülfsaufruf“, den die damalige Zeitung „Bote vom Grabfeld“ veröffentlichte. Die Königshöfer Zeitung berichtete auch am nächsten Tag von der „größten Feuersbrunst in der Geschichte der Stadt“, bei der 23 Wohngebäude, 18 Scheunen und 33 Nebengebäude von den Flammen zerstört wurden. Schauplatz des flammenden Infernos war die heutige Schottstraße und die angrenzenden Gässchen.

Den Unterlagen zufolge brach das Feuer in einer Scheune in der Drehgasse, der heutigen Schottstraße, aus und griff auf die Stallungen des Buchbinders Harengel, des Ökonomen Büchs und teilweise des Schuhmachers Mauer und das Anwesen des Ökonomen Heinickel über. An eine Rettung dieser Gebäude, wie es in den Aufzeichnungen heißt, war nicht zu denken. Grund dafür war die in den Straßen und Gassen herrschende Hitze. „Während die hiesige Feuerwehr und die Einwohnerschaft eifrigst bemüht waren, dem entfesselten Elemente Herr zu werden, trieb der inzwischen eingetretene Wind die haushohen Flammen in einen Theil der gegenüberliegenden Häuser und Scheunen und im Nu fingen auch diese Gebäudlichkeiten bis hinauf zum Posthalter Kneuerschenen Saalbau ebenfalls Feuer.“

Der Chronist beschreibt, dass die Holzhalle, teilweise auch Stallung und ein Teil des Daches Raub der Flammen wurden. „Es kostete unbeschreibliche, riesige Anstrengungen der hiesigen Kräfte und der inzwischen herbeigeeilten Feuerwehr, um das Feuer auf seinem weit ausgedehnten Herd zu beschränken und Gott Lob es gelang.“ Das Ausmaß des Schadens war enorm, vernichtet war auch die „reiche, gesegnete Ernte, die Futtervorräte und sonstige Gegenstände“. Die Zeitung weiter: „Dem Häfner Eisenbrand sind vier Stück, dem Schmied Josef Pfefferl drei Stück Rindvieh, außerdem noch vier Ziegen und vier Schweine sowie vieles Geflügel in der Feuersgluth umgekommen.“

Stadtbrand

 

Stadtbrand

Viertelmillion Mark Schaden

In Zahlen sollen es um die 250 000 Mark gewesen sein, die da ein Raub der Flammen wurden. Wie es zu dem Brand in der Drehgasse gekommen ist, das war unklar. „Der Brandplatz bietet einen traurig-großartigen Anblick. Wolle Gott walten, dass solche ein Unglück nicht wieder über die hiesige Stadt kommen möge!“ Die Stadt Königshofen hat damals sofort reagiert und in der Zeitung einen „Hülfsaufruf“ gestartet. Darin heißt es unter anderem: „Nachdem die Mehrzahl der Abgebrannten zu den ärmsten Einwohnern der Stadt gehört, können dieselben ohne ausgiebige fremde Hilfe unmöglich ihre zerstörten Anwesen wieder aufbauen. Ebenso bedarf ein großer Theil der Abbrändler zur Erhaltung in ihrem Haus- und Nahrungsstande überhaupt dringend der öffentlichen Unterstützung.“

Gemeint ist damit, dass die Grundstückbesitzer der durch das Feuer zerstörten Gebäude dringend eine Unterkunft benötigten, aber auch für sie Nahrung, Kleidung und einiges zum Lebensunterhalt zur Verfügung gestellt werden sollte. So heißt es im Aufruf der Stadt weiter: „Mit Rücksicht auf dieses große Unglück wenden wir uns an die Mildtätigkeit aller edlen Menschenfreunde und ersuchen inständig um Zusendung von Liebesgeldern zur Linderung dieser großen Noth der armen Abgebrannten.“ Dieser Hilfsaufruf war von den Honoratioren dieser Zeit unterzeichnet.

Hilfeaufruf der Honoratioren

Nachzulesen ist in den Unterlagen auch, dass über Wochen hinweg auswärtige Feuerwehrleute und Helfer in Königshofen waren, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Das Feuer flammte in den ersten Tagen nach dem Brand immer wieder auf. Der Chronist berichtet von 39 Feuerwehren, die nach Königshofen geeilt waren. Hervorgehoben wird das umsichtige Handeln der Bürger. „Alles Lob den edelmütigen Frauen und Jungfrauen, welche unermüdlich sich an den Aufräumungsarbeiten und besonders dem Wasserbeschaffen auszeichneten.“ Gelöscht wurde damals mit einer Saug- und Druckspritze, dazu musste das Wasser mit Eimern herbeigeschafft werden. Der Chronist mag wohl recht behalten haben, als er schrieb, dass es wohl Wochen braucht, bis an einen Wiederaufbau gedacht werden kann.

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